Bouldern

Seinen Namen hat das Bouldern von dem englischen Begriff für Felsblock. Beim Bouldern werden Felsblöcke, Felswände oder auch künstlich errichtete Kletterwände ohne die sonst üblichen Hilfsmittel wie Kletterseil oder Klettergurt erklommen. Die Höhe der Kletterwände ist üblicherweise so bemessen, dass man jederzeit abspringen kann. Zum Schutz vor Verletzungen kommen oft sogenannte Bouldermatten zum Einsatz. Seit den 1990er Jahren erfreut sich das Bouldern steigender Beliebtheit. Die Ursprünge des Boulderns gehen allerdings weit über 100 Jahre zurück. Die ersten Kletterer, die sogenannten "Bleausards" bestiegen gegen Ende des 19. Jahrhunderts die in Frankreich im Wald liegenden Sandsteinfelsen. In den 1950er und 1960er Jahren wurden die bisherigen Techniken durch zwei Pioniere weiterentwickelt. Der US-Amerikaner John Gill und der Deutsche Wolfgang Fietz brachten völlig neue Elemente in den Sport. Gill revolutionierte die Klettertechnik, indem er einen völlig neuen Bewegungsstil verwendete. Statt der bisher gültigen Drei-Punkt-Regel zu folgen, brachte er Schwung und Dynamik ins Klettern. Die Drei-Punkt-Regel setzt voraus, dass beim Klettern stets mindestens drei der vier Gliedmaßen Kontakt mit dem Felsen haben sollten. Indem Gill auf Praktiken aus dem Geräteturnen zugriff, erlangten seine Bewegungen den sogenannten "flow". Er nutzte den Schwung der letzten Bewegung für die folgende und erreichte so eine fließende Gesamtbewegung. Ebenfalls beim Geräteturnen abgeschaut, hat er sich die Verwendung von Magnesium für einen besseren Halt. Magnesiumpulver trocknet den häufig auftretenden Handschweiß, der den Kletterer schnell abrutschen lässt. John Gill war es auch, der erstmals eine Bewertungsskala der Schwierigkeitsgrade beim Bouldern einführte. Die "John Gill B-Scale" sah eine Unterteilung in drei Schwierigkeitsgrade von B1 bis B3 vor. Die Tabelle von Gill diente als Grundlage für weitere Bewertungssysteme, wie zum Beispiel die von John Sherman entwickelte V-Skala. Heute wird meist die Fontainebleau-Skala zugrunde gelegt. Bei allen Bewertungssystemen werden Leistungen besonders honoriert, die erstmals erbracht oder verbessert werden. Kann ein Kletterer zum Beispiel einen Boulder als Erster überhaupt bewältigen, oder ihn beim allerersten Versuch erklettern, gilt dies als außerordentliche Leistung. Grundsätzlich befinden sich allerdings alle Bewertungssysteme im Fluss. Bei einer fixen Skala könnten die immer schwierigeren bewältigten Touren nicht mehr ausreichend bewertet werden. Daher ist jede Skala nach oben offen, oder es kommt zu entsprechenden Abwertungen.



Die erforderliche Ausrüstung beim Bouldern besteht aus Kletterschuhen, Bouldermatten und einem Beutel Magnesium. Sehr hilfreich sind auch Bürsten zum Reinigen der Griffe bei Kletterwänden sowie ein Fußabstreifer, um die Schuhe zu putzen. Viele Kletterer haben auch einen Tapeverband dabei. Damit kann Schnitten oder anderen kleinen Verletzungen vorgebeugt werden, bzw. eine sofortige schnelle Behandlung erfolgen. Zur Sicherheit der Kletterer wird oft ein sogenannter Spotter um Assistenz gebeten. Der Helfer soll bei eventuellen Stürzen verhindern, dass der Kletterer unkontrolliert auf den Kopf oder den Rücken fällt. Er versucht den Fallenden mit seinen Händen in eine aufrechte Position zu bringen, damit dieser möglichst unbeschadet auf den Füßen landet.

Bouldern gehört seit 1970 zu den offiziellen Disziplinen des Sportkletterns. Eine erste Teilnahme an Weltmeisterschaften fand 2001 bei den Kletterweltmeisterschaften in Winterthur statt. Neben zahlreichen Hallen gibt es weltweit beliebte Naturfelsen, die eine große oder kleine Herausforderung sein können. Als ältestes Bouldergebiet gilt der Wald von Fontainebleau, auf der Île-de-France in Frankreich. Hier wurde bereits 1947 ein Boulder-Parcour errichtet.